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Bankenübergreifend lernen

Deutschlandweit einzigartiges Traineeprogramm
Ludwig Bolay durchläuft derzeit ein außergewöhnliches Traineeprogramm: Statt nur bei einem Arbeitgeber zu lernen, sammelt er Erfahrungen bei verschiedenen sozial-ökologischen Banken und Unternehmen der Sozialwirtschaft. Aktuell unterstützt er den Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft (BNW) in Berlin bei IT-Prozessen und politischer Arbeit. Das branchenübergreifende Programm ermöglicht es ihm, verschiedene Ansätze nachhaltigen Wirtschaftens kennenzulernen und Netzwerke zu knüpfen.
Text: Carolin Bergmann
„Ich wollte da mitarbeiten, wo man wirklich einen Hebel hat“
Ludwig Bolay hatte bereits während seines Studiums der technischen Betriebswirtschaft und des Managements mit Schwerpunkt auf Impact Investing eine eigene Non-Profit-Organisation gegründet, die psychisch belasteten Menschen beim Finden passender Hilfsangebote unterstützte. Doch ihm fehlte die ökologische Komponente: „Wir haben den Klimawandel und wirklich massive soziale Probleme, die damit einhergehen. Wenn die Erde noch wärmer wird, haben wir noch mehr brennende soziale Probleme.“ Diese Erkenntnis führte ihn zur GLS Bank und ihrem außergewöhnlichen Traineeprogramm. Gemeinsam mit fünf weiteren sozial-ökologischen Banken – der Bank für Sozialwirtschaft, der BIB Bank im Bistum Essen, der DKM Darlehnskasse Münster, der Evangelischen Bank und der PAX-Bank – hat die GLS Bank ein deutschlandweit einzigartiges Ausbildungskonzept entwickelt.
Sechs Banken, ein Ziel: Zusammenarbeit stärken
Der Grundgedanke des Programms ist die verstärkte Kooperation zwischen den Instituten. Die Banken wollen stärker zusammenarbeiten, Menschen untereinander vernetzen und gemeinsam Probleme lösen. Für die Trainees bedeutet das konkret: Sie durchlaufen verschiedene Stationen in unterschiedlichen Banken und anderen Unternehmen. Ludwig war beispielsweise zwei Monate in der Sozialbank tätig, einer der größten Spendenbanken Deutschlands, und konnte dort im Innovationsmanagement mitwirken. Bei der GLS Bank selbst sammelte er Erfahrungen im Retailbanking, in Filialen, der Compliance-Abteilung und schließlich im Innovationsmanagement.
„Das Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde“
Besonders schätzt Ludwig die Gestaltungsfreiheit des Programms: „Was mir am besten gefallen hat, war dieses Vertrauen, das mir entgegengebracht wurde. Ein Grundvertrauen: Du gehst deinen Weg und du machst das in unserem Sinne und wir unterstützen dich dabei.“ Diese Freiheit ermöglicht es ihm, eigene Schwerpunkte zu setzen und verschiedene Bereiche auszuprobieren. Aktuell absolviert er eine Station beim BNW, um die Perspektive von Organisationen kennenzulernen, die viele nachhaltige Unternehmen zusammenbringen. „Wie kann man gemeinsam große Themen voranbringen und größere strukturelle Themen bewegen?“, lautet seine zentrale Frage.
Wissensmobilität als Erfolgsfaktor
Das Programm schafft nicht nur individuelle Lerneffekte, sondern auch strukturelle Vorteile für die beteiligten Banken. „Wenn man sich für eine Ökosystemstrategie entscheidet, dann ist es wichtig, dass man die Wissensmobilität sicherstellt“, erklärt Ludwig. Die ehemaligen Trainees nehmen oft Schnittstellenpositionen ein, bringen Menschen zusammen und können auf ihr Netzwerk zurückgreifen. Nach Abschluss seines Traineeprogramms wird Ludwig als Referent Kundenerlebnismanagement bei der GLS Bank das Innovationsmanagement weiter ausbauen. Sein Tipp für junge Menschen in der Berufsorientierung: „Sucht euch die Branche aus, für die ihr ein großes Interesse dran habt, und dann eure Position anhand eurer Fähigkeiten.“
Modell für andere Branchen?
Das Konzept des Ökosystems könnte auch für andere nachhaltige Unternehmen interessant sein. Ludwig sieht Potenzial für ähnliche Programme: „Das wäre auch eine Chance für andere nachhaltig wirtschaftende Unternehmen, die unter dem Fachkräftemangel leiden.“ Ein unternehmens- und branchenübergreifendes Traineeprogramm verspricht nicht nur eine hohe Übernahmechance für die Trainees im Verbund, sondern bietet auch vielfältige Einblicke in verschiedene Unternehmenskulturen für die Berufseinsteiger*innen. So haben die Trainees viel Zeit und Gelegenheit, herauszufinden welche Arbeitsweisen und Aufgabenbereiche am besten zu ihren Fähigkeiten und Interessen passen.
Trainee-Programm sozial-ökologischer Banken
Beteiligte Institute: Bank für Sozialwirtschaft, BIB Bank im Bistum Essen, DKM Darlehnskasse Münster, Evangelische Bank, PAX-Bank und GLS Bank
Besonderheit: Der Zusammenschluss der Banken bietet den Vorteil eines Trainee-Netzwerks. Im Austausch können die Trainees Praktika in Partnerbanken oder Unternehmen der Sozialwirtschaft absolvieren. Die Berufseinsteiger*innen erhalten so Einblicke in verschiedene Unternehmenskulturen und haben gleichzeitig attraktive Übernahmechancen im Verbund.
Dauer: Das Programm ist auf 24 Monate befristet und fair vergütet
Ziel: Verstärkte Zusammenarbeit zwischen nachhaltigen Finanzdienstleistern und Nachwuchsförderung
Kontakt: Über die GLS Bank oder das Netzwerk Grüne Arbeitswelt