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Berufsbildung der Zukunft
Mit politischer Bildung zu einer Transformativen Beruflichen Bildung (TBB)
In der Berufsbildung liegt ein Schlüssel zur sozial-ökologischen Transformation, da sie den Grundstein für nachhaltiges berufliches, aber auch privates Handeln legen kann. Dafür braucht es in der Beruflichen Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) den Ansatz der politischen Bildung. Denn es ist entscheidend, in den Berufsschulen und Betrieben über das individuelle Handeln hinaus systemisches Denken und demokratieförderndes, kollektives nachhaltiges Handeln zu stärken. Passende Anregungen liefert das Unabhängige Institut für Umweltfragen (UfU) in einer kostenfreien Broschüre.
Gastbeitrag: Winona Bölling und Marlies Bock (Unabhängiges Institut für Umweltfragen e.V.)
Mit der Förderung von Kritik- und Reflexionsfähigkeit befähigt eine Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) Lernende zu zukunftsfähigem Denken und Handeln, unter Berücksichtigung planetarer Grenzen. Dieses Wissen soll helfen, die Auswirkungen des eigenen Handelns auf die Welt zu verstehen und verantwortungsvolle, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Häufig wird bisher leider vor allem auf individuelles Handeln und Konsumentscheidungen fokussiert. Das Verständnis von kollektiven Handlungsprozessen sowie bestehenden Macht- und Herrschaftsverhältnissen, die wichtige Entscheidungen für eine gute Zukunft für alle Menschen maßgeblich prägen, werden häufig vernachlässigt.
Um die multiplen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit erfolgreich anzugehen, sind politische, wirtschaftliche, soziale und ökologische Veränderungen auf globaler Ebene nötig. Die didaktischen Kenntnisse aus der politischen Bildung, in denen Menschen zum Hinterfragen, Widersprechen, Andersdenken und Ausprobieren ermutigt werden (Eicker & Holfelder, 2020), könnten die Konzepte der BNE bereichern und politisches Handeln fördern ohne zu indoktrinieren.
Gerade der Bereich berufliche Bildung, zu dem sowohl die Berufsschulen als öffentliche Bildungseinrichtungen, als auch wirtschaftliche Betriebe gehören, sollte zunehmend als Erfahrungs- und Gestaltungsraum gesellschaftlicher Transformation verstanden werden. 1,22 Millionen Menschen in Deutschland, die sich zurzeit in der beruflichen Ausbildung befinden (Statista, 2024) dürfen nicht nur berufsspezifische Lerninhalte vermittelt bekommen, sondern müssen unbedingt zu kritischem und systemischem Denken angeregt werden, um die Zusammenhänge komplexer globaler Zustände verstehen, reflektieren und hinterfragen zu können. Die dadurch erworbenen Handlungs- und Gestaltungskompetenzen befähigen Lernende, Prozesse im Sinne der sozial ökologischen Transformation an ihren Berufsschulen, Betrieben und künftig in der Gesellschaft aktiv mitzugestalten.
Ansätze, wie das gelingen kann, finden sich an der Schnittstelle zwischen beruflicher Bildung für nachhaltige Entwicklung und politischer Bildung. Damit beschäftigte sich eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU) e.V. zwischen Juli 2023 und Mai 2024 explorativ im Projekt „KlimaKompetenzen in der beruflichen Bildung stärken: Berufsbilder mit politischer Bildung und BNE zukunftsfähig machen“. Mit über 100 Akteur*innen und Expert*innen wurde in 3 Veranstaltungen diskutiert und Wissen zusammengetragen. Die gewonnenen Erkenntnisse wurden in einer Broschüre gebündelt und im Mai 2024 veröffentlicht.
Broschüre: Berufliche Bildung zukunftsfähig machen
Zielgruppe sind Berufsschulleitungen, -lehrer*innen, -schüler*innen, Ausbildungsbetriebe, Multiplikator*innen, Bildungsträger sowie Vertreter*innen von strukturell relevanten Bereichen (z.B. Kultusministerkonferenz (KMK), Berufsschulverbände, Gewerkschaften) und weitere interessierte Leser*innen.
- Folgende Fragestellungen werden erörtert:
Wie kann (B)BNE als politischer Lernprozess gestaltet werden? - Wie kann (politische) BNE stärker im berufsspezifischen Kontext verankert werden?
- Wie kann mehr nachhaltige und politische Praxis in der Berufsbildung gelebt werden?
In der Broschüre finden sich neben erprobten Ansätzen, um die berufliche Bildung im Sinne einer gesellschaftlichen Transformation zu fördern, Anregungen für die Umsetzung von Akteur*innen aus der Praxis, Wünsche und Partizipationsmöglichkeiten von Auszubildenden sowie Hinweise zu Netzwerken und Plattformen, auf denen man sich weiter informieren und ggf. Kooperationspartner*innen finden kann.
Zum kostenlosen Download der Broschüre geht’s hier.