Grüne Jobs müssen cool sein

Mädchen erklärt etwas
© Netzwerk Grüne Arbeitswelt

Ergebnisse unseres Workshops „Berufsorientierung für den Klimaschutz“

Text: Iken Draeger

Was zeichnet eine gute Berufsorientierung für den Klimaschutz aus? Was können wir von grünen Pilotprojekten lernen, um Erkenntnisse zugänglich zu machen, sie zu verbreiten und neue qualitativ hochwertige Angebote zu schaffen? Welche Rahmenbedingungen muss das Netzwerk Grüne Arbeitswelt dafür bereitstellen? Solche Fragen wurden auf unserem ersten Netzwerkworkshop am 13. Juni 2018 diskutiert.

Zur Veranstaltung im Wissenschaftsladen Bonn kamen 22 Fachkräfte der Berufsorientierung und -beratung zusammen, die zu den Themen Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz arbeiten. Neben Schulen, Fachinstitutionen, Berufsorientierungsinitiativen, grünen Verbänden und Unternehmen waren auch Jugendliche der Carl-von-Ossietzky Gesamtschule Köln und eine Vertreterin des youpaN – Jugend-Panel für Bildung für nachhaltige Entwicklung vertreten. Die Teilnehmenden haben ihre Erfahrungen zu einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Berufsorientierung ausgetauscht, grüne Orientierungsangebote vorgestellt und Qualitätskriterien für Berufsorientierungsangebote mit BNE-Bezug entwickelt.

Was will die Jugend? Eckpfeiler einer „grünen“ Berufsorientierung

Die Jugendlichen erwarten, dass im Rahmen der Berufsorientierung sowohl um grüne Jobs als auch um die nachhaltige Ausgestaltung der Berufe zum Thema gemacht werden. Nicht nur nachhaltige Berufsfelder, sondern auch Fragen zu einem sozial gerechten Arbeitsumfeld und einer ökologischen Arbeitsplatzgestaltung sollten aufgegriffen werden. Denn ein Bewusstsein darüber, wie wir miteinander im Arbeitskontext umgehen, beziehe auch ökologische und soziale Aspekte mit ein. Die Persönlichkeitsentwicklung und das Interesse der Lernenden müssten den Ausgangspunkt im Berufswahlprozess bilden. Dieser Ansatz werde momentan in der Schule zu wenig gefördert. Eine wichtige Anlaufstelle sei das Portal BERUFENET der Bundesagentur für Arbeit. Hier vermissen die Jugendlichen nachhaltigkeitsbezogene Berufsinformationen und Orientierungsangebote, die ihnen Chancen in der grünen Wirtschaft aufzeigen.

Alle Anwesenden waren sich einig, dass berufspraktische Erfahrungen wie Schnuppertage, Praktika, Gespräche mit Beschäftigten auf Jobmessen etc. ein wichtiger Bestandteil der Berufsorientierung sein sollten. Dafür müssten nachhaltige Unternehmen verstärkt Angebote schaffen und Schulen in ihrem Umfeld darüber informieren. Der Angebotskompass  auf dem Webportal „Netzwerk Grüne Arbeitswelt“ könnte den Informationsfluss deutlich verbessern, indem er außerschulische Berufsorientierungsangebote bündelt und regional verlinkt. Aber Berufsorientierung beginnt nicht erst in der 9. Klasse, sondern viel früher mit der Anbahnung von Interessen, dem Testen der eignen Fähig- und Fertigkeiten, mit Experimenten im Unterricht. Zu diesem Fazit kommt auch die IÖW-Studie MINT the gap – Umweltschutz als Motivation für technische Berufsbiografien, welche die Berufswahlentscheidung als das Ergebnis eines Prozesses beschreibt, der bereits mit der Kindererziehung und der Vermittlung von Wissen in Kindergarten und Schule beginnt. Und noch ein weiterer Punkt ist von Bedeutung: Da es keine originär grünen Ausbildungsberufe gibt, müssen Schülerinnen und Schüler fächerübergreifend für das Thema Nachhaltigkeit sensibilisiert werden, so dass sie sich im Rahmen ihrer Ausbildung entsprechend spezialisieren können.

Erfolgsfaktoren und Qualitätskriterien

Im Rahmen des Workshops wurden verschiedene Berufsorientierungsangebote und Materialien im Bereich grüne Arbeitswelt vorgestellt und ihre Qualitätsmerkmale herausgearbeitet. Erfolgreich sind beispielsweise Angebote, die ökologische und wirtschaftliche Fragen miteinander verbinden, an die ökologisch verantwortungsvolle Haltung der Jugendlichen anknüpfen und ihnen die Vielfalt grüner Tätigkeiten und Wege in den nachhaltigen Beruf aufzeigen. Über Vorbilder, die nachhaltige Werte transportieren und Identifikationsmöglichkeiten mit Berufstätigen aus der grünen Wirtschaft schaffen, gelingt es besonders gut, die Attraktivität dieser Berufe zu kommunizieren. Reale Begegnungen mit nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen sind besonders prägend. Bei solchen Begegnungen erleben die Jugendlichen auch, dass Klimaschutz wirtschaftlich und jeder Beruf „grün“ sein kann. Die herausgearbeiteten Erfolgsfaktoren dienten in der abschließenden Arbeitsphase als Vorlage für die Entwicklung von Qualitätsmerkmalen, mit denen Berufsorientierungsmaßnahmen im Bereich grüne Arbeitswelt eingeschätzt, bewertet und verortet sowie neue Angebote gestaltet werden können. In den nächsten Wochen veröffentlicht der Wissenschaftsladen Bonn dazu einen Kriterienkatalog, den Schulen, außerschulische Bildungseinrichtungen und Unternehmen für ihre Berufsorientierungsangebote nutzen können. Der Leitfaden „Berufsorientierung Grüne Arbeitswelt“ kann dann hier auf dem Webportal kostenlos heruntergeladen werden.