NGA-Mitglieder im Interview

Klimakompetenzen für Zukunftsberufe

Teilnehmende der KlimaKompetenz-Camps bei der Materialentwicklung © IBBF

Einblicke in die KlimaKompetenz-Camps von IBBF und UfU

Die KlimaKompetenz-Camps für Zukunftsberufe sind eine kostenfreie Fortbildungsreihe für Umweltschutz und Nachhaltigkeit in Berlin. Veranstaltet wird das Format von zwei Netzwerkmitgliedern – dem Institut für Betriebliche Bildungsforschung (IBBF) und dem Unabhängigen Institut für Umweltfragen (UfU). Wie das Projekt entstand, welche Veranstaltungen bereits durchgeführt worden sind und was noch geplant ist, berichtet Projektleiter Nikolas Hubel (IBBF).

Ein Gespräch von Pascal Goddemeier

Netzwerk Grüne Arbeitswelt: Wie kam es zu dem Projekt?

Nikolas Hubel, IBBF: Auf einer Veranstaltung im Spätsommer 2020 in Berlin kam ich in einen interessanten Austausch mit dem Geschäftsführer des Unabhängigen Instituts für Umweltfragen (UfU e.V.) und Bernhard Siegel von der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW Berlin). Ich berichtete von unserer zu dem Zeitpunkt kürzlich veröffentlichten Studie „Lebensbegleitendes Lernen in Zeiten der Transformation – Lernen von Ansätzen der frühkindlichen Bildung“. Die Nachhaltigkeitstransformation stellt die Welt auf den Kopf, die Arbeitswelt ist zunehmend fluide und agil. Während Kinder- und Jugendliche den nötigen Orientierungsraum zum Lernen erhalten, ist in der Berufswelt dafür kein Platz mehr. Dies widerstrebt der Transformation. Das IBBF steht hingegen für das Motto „Arbeitszeit ist Lernzeit“ und unterstützt das lebensbegleitende Lernen. Dies war der Ausgangspunkt für unsere Projektidee.

An wen richtet sich denn das Angebot?

Die kostenlose Fortbildungsreihe richtet sich branchenübergreifend an erwerbstätige Erwachsene aus Berlin. Dies können z.B. Nachhaltigkeitsbeauftragte kleiner und mittlerer Unternehmen sein, Personalverantwortliche, aber auch Akteur*innen der beruflichen Aus- und Weiterbildung wie Lehrkräfte von Berufsschulen. Bei ebendiesen Zielgruppen führten wir in einem ersten Schritt des Projektes eine Erhebung durch, um mehr über ihre Kompetenzbedarfe und Interessenslagen zu erfahren.

Dementsprechend breit gefächert waren dann sicherlich auch der Wissensstand und die thematischen Schwerpunkte. Wie läuft so ein KlimaKompetenz-Camp ab und was waren die Inhalte in diesem Jahr?

Das Format hat sich über die bis dato elf Camps entwickelt. Auch das Interesse hat über die Jahre stetig zugenommen. Generell findet jedes Camp als dreitägige, zertifizierte Fortbildung statt.

Am ersten Tag gilt es zunächst allgemeines Systemwissen, wissenschaftliche Grundlagen zum Klimaschutz und nachhaltiger Entwicklung zu vermitteln. Gleichzeitig ist uns wichtig, dass sich die Leute untereinander kennenlernen und die Möglichkeit bekommen, vom Status Quo des Nachhaltigkeitspfades und ihren alltäglichen Herausforderungen zu berichten. In dem Zusammenhang steht auch die Frage, wie Nachhaltigkeit wirkungsvoll kommuniziert werden kann, denn alle Teilnehmenden sind in ihren Arbeitskontexten wichtige Multiplikator*innen.

Der zweite Tag steht sodann ganz im Zeichen des jeweiligen Fokusthemas. In diesem Jahr ging es dabei um die Mobilitätswende, nachhaltiges Wirtschaften in der Modebranche, Energiespeicherung und Smart Grid, Lieferketten und zirkuläres Wirtschaften. Dazu laden wir jeweils stets eine Person aus der Wissenschaft und eine*n Vertreter*in aus einem nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen für einen Input ein – zu Gast waren u.a. schon die Energiequelle GmbH oder Florida Eis aus Berlin. Am Nachmittag entwickeln die Teilnehmenden dann eigenständig Arbeits- und Lernmaterialien im Peer-to-Peer Austausch und mit Unterstützung vom Team.

Wie wird dann mit den Materialien verfahren und was geschieht am letzten Fortbildungstag?

Am dritten und letzten Tag werden die Materialien finalisiert. Alle Teilnehmenden haben die Möglichkeit, sich gegenseitig Feedback zu geben, ihr Zwischenergebnis vorzustellen und nächste Schritte zu verabreden. Die Materialien werden im Nachgang dann einem Faktencheck unterzogen und die Teilnehmenden können sie in ihrem Alltag als Arbeits- und Lernmaterialien einsetzen.

Darüber hinaus stellen wir die Materialien als Open Educational Ressource unter einer offenen Creative-Commons-Lizenz auf unserer Webseite zur Verfügung. Dort können sie heruntergeladen, umgestaltet und frei verwendet werden.

Welchen Herausforderungen seid ihr begegnet?

Eine Frage, die mehrfach gestellt wurde: Warum lohnt es sich, in eine solche Fortbildung Zeit zu investieren? Nachhaltigkeit wird noch viel zu oft als Last empfunden, das berichteten auch die Teilnehmenden der Camps als Expert*innen ihres Arbeitsalltages immer wieder. Uns war es deshalb wichtig, das Angebot niedrigschwellig zu halten. Zum einen, indem die Teilnahme an dem Camps kostenfrei ist. Zum anderen durch das gemeinsame Arbeiten auf Augenhöhe, um Nachhaltigkeit handhabbar zu machen. Durch die unterschiedlichen Perspektiven und Bedarfe galt es, für jede Zielgruppe passgenaue Angebote zu machen und entsprechende Materialien zu entwickeln.

Das letzte Camp für dieses Jahr fand im September statt. Wie geht es jetzt weiter? Was sind eure Pläne für 2024?

Aufgrund der durchweg positiven Resonanz zu unserer Fortbildungsreihe möchten wir auch 2024 weitermachen und sind derzeit dabei, bei der zuständigen Berliner Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt eine Verlängerung des Projektes zu beantragen. Zudem planen wir, unsere Materialsammlung auf der Webseite noch ansprechender zu gestalten und dafür zu sorgen, dass Interessierte leicht genau die Materialien finden können, die sie brauchen – bspw. durch den Einbau von Filterfunktionen. Mit Blick auf die Schwerpunktthemen und Bedarfe freuen wir uns dann auch über Inputs und Interessierte aus dem Netzwerk Grüne Arbeitswelt.

Mehr Infos

Weitere Informationen zum Institut für betriebliche Bildungsforschung (IBBF) gibt es hier.

Mehr Informationen zum Projekt KlimaKompetenz – KlimaCamps für Zukunftsberufe finden sich hier.

Bei weiteren Fragen, können sich Interessierte per Mail an info@ibbf.berlin wenden.