Bericht aus dem Süden

Miteinander für die grüne Arbeitswelt begeistern

Online-Werkstatt der Regionalstelle Süd

Wie können wir dazu beitragen, grüne Berufsorientierung regional stärker zu verankern? Dieser Frage gingen wir  gemeinsam mit 19 Akteur*innen aus den Bereichen Übergang Schule-Beruf, Umweltbildung/Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) und grüne Arbeitswelt im Rahmen unserer Online-Werkstatt nach.

Text: Anne Seemann

Zentrale Themen der Veranstaltung am 19. Juli 2023 war neben der Vernetzung der Akteur*innen und der Sammlung von Best Practice Beispielen das Zusammentragen weiteren Akteur*innen im Aktionsfeld Berufliche Bildung für nachhaltige Entwicklung (BBNE) in der Region Süd. Darüber hinaus identifizierten wir Leerstellen und Anknüpfungspunkte, um grüne Berufsorientierung auf verschiedenen Ebenen weiter zu verbreiten. Um möglichst viele Blickwinkel und Perspektiven zu gewinnen, stammten unsere Teilnehmenden aus den Bereichen Schule, Lehrkräftebildung, Berufsberatung, Wissenschaft, außerschulische Lernorte, Weiterbildung, einem Verband und einem grünen Unternehmen. Die Akteur*innen waren in Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen ansässig, sodass wir für einen überregionalen Austausch sorgen und zugleich von lokalen Best Practice Beispielen lernen konnten.

© Netzwerk Grüne Arbeitswelt

Neben den Akteur*innen mit direktem Bezug zu Berufsorientierung und BNE identifizierten wir weitere Player*innen, die ebenfalls eine Schnittmenge mit grüner Berufsorientierung aufweisen und/oder einen Bezug zur Fokusgruppe der Berufs(um)orientierenden besitzen: Dazu zählen die Volkshochschulen mit ihrem Kursangebot zur „klimafit Challenge“, Jugendzentren, Migrant*innenverbände und -organisationen sowie der TÜV und die Dekra mit ihren Akademien zur Weiterbildung.

Welche Ansätze und Strukturen bestehen bereits?

Zu unserer Ideensammlung, wie Jugendliche und Umorientierer*innen erreicht werden und für einen nachhaltigen Beruf begeistert werden können, zählen wir unter anderem Schulkooperationen zur Vorstellung von (Ausbildungs-)Berufen im Bereich Klima- und Umweltschutz (z.B. durch die Agentur für Arbeit, Berufsinformationszentren, Jugendberufsagenturen), Praktika/Schnuppertage in grünen Unternehmen, Berufsbildungsmessen/Ausbildungsmessen und Bildungsbüros. Außerdem identifizierten wir folgende Ansätze zur Stärkung des Bewusstseins für grüne Berufsorientierung: IHK-Zertifikatslehrgang „Ausbildung trifft Nachhaltigkeit“, SDG-Scouts (Auszubildende und Nachwuchskräfte für Nachhaltigkeit in Unternehmen in Verbund mit dem B.A.U.M. Netzwerk).

Mit der Einbindung von Auszubildenden und Alumni, die über ihren beruflichen Werdegang auf Berufsorientierungsseminaren, Elternabenden usw. berichten, konnten sehr gute Erfahrungen gesammelt werden. Schüler*innen am Übergang Schule-Beruf, aber auch deren direkte Bezugspersonen konnten von den persönlichen Eindrücken profitieren. Es zeigt sich, dass Jugendliche sich gern an Gleichaltrigen orientieren, die ihre Erfahrungen aus erster Hand an sie weitergeben. Die IHK bietet mit ihrem Ausbildungsbotschafter-Programm an, einen Kontakt zu einem oder einer Ausbildungs-, Studienbotschafter*in oder Seniorbotschafter*in zu vermitteln, der oder die einmalig für Berufsorientierungsseminare an Schulen angefragt werden kann.

Wo besteht Handlungsbedarf?

Neben den genannten Strategien zur Stärkung des Bewusstseins für nachhaltige Berufe sollte auch die Möglichkeit eines Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ) stärker beworben werden. Viele Schulabgänger*innen, die sich ein Jahr Auszeit nehmen, um sich beruflich zu orientieren, absolvieren ein Freiwilliges Soziales Jahr, das FÖJ ist hingegen weniger bekannt bei Jugendlichen und daher bleiben viele FÖJ-Stellen unbesetzt.

Eltern von Jugendlichen am Übergang Schule-Beruf sollten außerdem ein Training erhalten, das ihren Berufshorizont erweitert und ihnen ihre Rolle bewusst macht: Sie können als Motivator*innen und Organisator*innen für ihre Kinder fungieren, sind jedoch keine Entscheidungsgeber*innen. Dies führt auch dazu, dass Eltern entlastet werden und Jugendliche stärker in die Verantwortung genommen werden, Berufseinblicke zu gewinnen – und darauf basierend eine Entscheidung zu treffen.

Neben den jungen Erwachsenen am Übergang Schule-Beruf sollten auch Berufserfahrene, die sich umorientieren möchten, in den Blick genommen werden. Hierbei gilt es Strategien und Kooperationen zu entwickeln, wie man diese Gruppe erreichen und unterstützen kann.

Wie geht es weiter?

Alle Teilnehmenden der Online-Werkstatt der Regionalstelle Süd möchten in ihrer Arbeit und in ihren Netzwerken für Klima- und Umweltschutz künftig einen größeren Fokus auf Berufsorientierung und Fachkräftegewinnung legen. Wo möglich, werden die Berufe im Klima- und Umweltschutz auf den projektbezogenen Webseiten vorgestellt, Zielgruppen über die grüne Arbeitswelt informiert und auch die eigenen Medienkanäle genutzt, um auf Veranstaltungen, Jobmessen o.ä. hinzuweisen. Für die grüne Berufswelt zu begeistern, kann nur gelingen, indem stabile Kooperationen zwischen Unternehmen, Schulen, Lehre, Wissenschaft, Karriereberatungsstellen und außerschulischen Lernorten bestehen. Auch Auszubildende, Berufseinsteiger*innen und die Eltern von Jugendlichen am Übergang Schule-Beruf müssen mehr einbezogen werden, da sie auf die Jugendlichen einwirken können. Insbesondere für Akteur*innen der BNE ist das Thema sehr wichtig, da berufliche Orientierung bislang noch kein Teil des Programms war.

Auf der Jahreskonferenz des Netzwerk Grüne Arbeitswelt am 21. November 2023 werden alle Erkenntnisse aus den vier Online-Werkstätten der Regionalstellen Nord, Ost, Süd und West aufgegriffen. Zum einen werden dabei inhaltliche Überschneidungen der offenen Handlungsfelder in den vier Regionen festgemacht und eventuelle regionale Schwerpunktthemen aufgezeigt. Zum anderen möchten wir einen Blick darauf werfen, was bis dahin von den Vorhaben der Akteur*innen umgesetzt werden konnte und bei welchen Zielsetzungen noch Handlungsbedarf besteht.

Wir danken allen Teilnehmenden für den regen Austausch und die inhaltlichen Beiträge.

Wer? Wo? Was?

Wer an unserer umfassenden Liste mit Anlaufstellen, Instrumenten und Keyplayer*innen in Baden-Württemberg, Bayern und Thüringen interessiert ist, kann sich gerne per Mail bei uns melden. Wir senden sie auf Anfrage gern zu: sued@gruene-arbeitswelt.de