Interview aus dem Westen

Unser erstes Business

Von links: Julius Frerich (15 Jahre), Antonia Richter (16 Jahre), Noah Jonas (17 Jahre) © Harald Hoffmann

Nachhaltiges Engagement in einer Schülergenossenschaft

Seit 2011 gibt es die Ecological Revolutionary Company (ERC eSG) und gehört damit zu den ältesten Schülergenossenschaften in NRW. Ob IT, Öffentlichkeitarbeit oder Buchhaltung – hier arbeiten verschiedene Abteilungen zusammen, es müssen geschäftliche Entscheidungen getroffen und Kooperationspartner*innen gefunden werden. Ganz wie im richtigen Berufsleben und mit einem Ziel: Die Umwelt verbessern durch mehr Nachhaltigkeit. Dafür setzen sich seit über einem Jahr am Internat Schloss Heesen auch Antonia Richter (Vorstandsvorsitzende), Noah Jonas (2. Vorstandsvorsitzende + IT) und Julius Frerich (Mitglied und „Jugendabteilung“) ein.

Ein Gespräch von Iken Draeger und Sabrina Jaehn

Netzwerk Grüne Arbeitswelt: Ihr habt euch den Namen „Ecological Revolutionary Company“ gegeben. Ist der Name Programm?

Noah Jonas: Ja, definitiv. Unser großes Ziel ist, mit nachhaltigen Energien zu arbeiten und den Haushalt energieeffizient zu gestalten. Wir arbeiten seit Neuestem viel mit Solar, früher auch im Bereich Wärmedämmung.

Was macht ihr genau?

Antonia Richter: Bis vor Kurzem haben wir Energieberatung gemacht, also so richtig mit Wärmebildkamera und allem, was dazu gehört. Das hat sich nun aber gewandelt, weil wir die entsprechenden Zertifikate nicht ausstellen können. Unsere neue Idee sind Balkonkraftwerke. Wir sind noch am Tüfteln, wie wir das genau umsetzen, wollen aber auf jeden Fall die Montage anbieten.

Habt ihr Partner*innen, also Unternehmen, die euch dabei unterstützen?

Noah Jonas: Wir haben verschiede Firmen angeschrieben. Da sind wir noch in Gesprächen und in der Planung, aber es ist definitiv unser Ziel, mit Partnern zusammenzuarbeiten.

Wie trefft ihr in der ERC eSG Entscheidungen, zum Beispiel, wenn es darum geht, neue Geschäftsfelder zu erschließen?

Julius Frerich: Wir treffen uns einmal in der Woche und besprechen dann alles, was anliegt. Wir können in der Gruppe Vorschläge äußern und dann wird gemeinsam evaluiert, wie wir weiter vorgehen. So haben wir uns nach der Energieberatung für etwas entschieden, mit dem auch alle einverstanden waren, damit alle Spaß an dem künftigen Geschäftsfeld haben.

Warum seid ihr bei der ERC eSG dabei?

Antonia Richter: Bei mir kam das durch verschiedene Freunde, die da schon daran beteiligt waren. Und auch durch den starken Einfluss von unserem Lehrer, Herr Hoffmann, bei dem ich schon seit zwei Jahren Schülerin bin. Er hat mich auch sehr motiviert.

Julius Frerich: Ich habe das auch primär durch Herrn Hoffmann im Unterricht erfahren und dann den einen oder anderen Probetag mitgemacht. Danach habe ich mich für den Beitritt entschieden, weil mir die Projekte sehr zugesagt haben.

Inwiefern hat das Thema Nachhaltigkeit bei eurer Entscheidung eine Rolle gespielt?

Noah Jonas: Für mich war das Thema schon sehr wichtig. Der erste Bereich, für den ich angefragt wurde, war Wasserkraft. Wir haben ein Wehr bei uns an der Schule auf dem Gelände und dort sollten Generatoren eingebaut werden. Das ist eine nachhaltige Form, Energie zu produzieren. Das fand ich sehr interessant und wollte dann auch weiter in dem Bereich der Nachhaltigkeit mitforschen und meine Erfahrungen in der Schule weitergeben.

Julius Frerich: Mich hat eher die Schülerfirma auf die Wichtigkeit von dem Thema aufmerksam gemacht hat. Ich hatte nicht das Ausmaß auf dem Schirm und dass es so weit in die Zukunft geht. Es hat mich an meinen Probetagen ziemlich begeistert, weil man etwas Positives für die Umwelt tun kann.

Welche Erfahrungen aus der Schülergenossenschaft nehmt ihr für eure berufliche Zukunft mit?

Noah Jonas: Auf jeden Fall das Organisatorische, das Planen. Es kann teilweise ziemlich zäh werden, wenn viele verschiedene Arbeitsbereiche zusammenarbeiten. So habe ich erlebt, dass es seine Zeit braucht, bis das Ganze dann auch wirklich funktioniert. Und auch das Managen von vielen Menschen, die zusammenarbeiten und immer wieder neue Ideen haben, ist nicht leicht.

Antonia Richter: Genau, man unterschätzt oft, wie lange solche Prozesse manchmal dauern. Und wir haben neben der Schülerfirma ja auch alle noch ein Privatleben und wollen die Schule nicht vernachlässigen.

Hat euer Mitwirken an der Schülergenossenschaft eure Berufswünsche verändert?

Noah Jonas: Ich habe mich schon ziemlich früh für den Bereich Filmmaking entschieden. Deshalb hat es bei mir nicht meinem Berufswunsch verändert. Eher dann meinen Blick auf die Ausführung – wie kann ich einen Film nachhaltig gestalten?

Julius Frerich: Ich weiß noch gar nicht wohin, aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass die Schülerfirma mich so grob in eine Richtung weist. Also ich möchte schon etwas mit Nachhaltigkeit zu tun haben.

Antonia Richter: Ich würde eher in Richtung Gastronomie gehen. Das steht bei mir auch schon länger fest. Ich habe mir aber Gedanken gemacht und natürlich ist Nachhaltigkeit auch ein Thema, was einen im gesamten Leben beeinflusst, nicht nur im Beruf.

Worauf würdet ihr bei eurem zukünftigen Arbeitgeber jetzt mehr achten?

Noah Jonas: Mir persönlich ist es wichtig, dass sie sich aktualisieren und nicht auf einem Stand von 1990 bleiben. Mit der Zeit gehen, der Digitalisierung folgen, einfach sich den Wünschen der Jugend öffnen.

Julius Frerich: Für mich wäre es ziemlich wichtig, dass man auf Augenhöhe behandelt wird. Also das jeder ein gewisses Mitspracherecht hat wie bspw. bei uns in der Schülerfirma, weil man sich da auch kreativ einbringen und selbst verwirklichen kann.

Antonia Richter: Mir ist das soziale Klima auch ganz wichtig, also dass man immer eine gute Arbeitsstimmung hat – vor allem im Kollegium. Und für mich wäre es auch entscheidend, dass das Unternehmen ein gutes Image hat.

Habt ihr Ideen, wie wir im Netzwerk Grüne Arbeitswelt Jugendliche motivieren können, sich mit dem Thema Nachhaltigkeit im Beruf zu befassen?

Noah Jonas: Ich finde es immer sehr hilfreich, wenn nahegebracht wird, dass es tatsächlich etwas mit meinem Alltag zu tun hat. Dass ich merke, dass das Thema Auswirkungen hat, auf das Klima, auf mich, auf mein Umfeld und auf mein zukünftiges Leben.

Julius Frerich: Mich hat diese projektorientierte Arbeit noch tiefer reingezogen. Weil es wirklich auch Spaß gemacht hat, etwas zu verwirklichen und praktisch daran zu arbeiten und einen Effekt zu haben.

Antonia Richter: Es geht auch darum zu sehen, was die kleinsten Tätigkeiten schon verändern können und dass es irgendwie mit dem Alltag verbunden und näher an einem dran ist, als man oft glaubt.

Was sind Schülergenossenschaften?

Schülergenossenschaften stellen vielfältige und aktivierende Lernumgebungen für Schüler*innen aller Schulformen dar. Im Fokus stehen dabei Wirtschafts- sowie Finanzkompetenzen, individuelle Berufsorientierung sowie demokratisches Handeln nach genossenschaftlichen Prinzipien. Weitere Informationen zu Gründungsfragen und Fragen der nachhaltigen Entwicklung finden sich hier.

Mehr Infos zur Ecological Revolutionary Company (ERC eSG) gibt es hier und im Imagefilm: