Bericht aus dem Osten

Netzwerke müssen wachsen

Screenshot der Teilnehmenden

Online-Werkstatt der Regionalstelle Ost

Wie stellen wir Kontakte zwischen nachhaltigen Unternehmen und Schulen her, um grüne Jobs für junge Menschen direkt erfahrbar zu machen und Berufsorientierung praxisnah zu vermitteln? Nur eine der Fragen, die im Zentrum der Online-Werkstatt mit Vertreter*innen aus Berlin, Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt stand.

Text: Pascal Goddemeier

Sowohl Bildungseinrichtungen, Fachverbände als auch Kommunen kamen am 28. Juni für die Online-Werkstatt unserer Regionalstelle Ost für einen Austausch und die Entwicklung regionaler Ansätze zusammen. Das gemeinsame Ziel: die grüne Berufsorientierung stärken und Strategien zur Fachkräftesicherung in klimarelevanten Berufen in der Region verankern. Gleich zu Beginn der Veranstaltung wurde während der Vorstellungsrunde deutlich, wie viele Akteur*innen, Konzepte und Projekte sich in der Region bereits mit der grünen Arbeitswelt befassen. Unter den Keyplayer*innen, die in mehreren Bundesländern aktiv sind, waren etwa die Regionalen Netzstellen Nachhaltigkeitsstrategien (RENN Mitte), vertreten durch das Netzwerk Zukunft Sachsen-Anhalt e.V. sowie das Netzwerk Zukunft Brandenburg, das SCHULE-WIRTSCHAFT in Berlin und Brandenburg koordiniert. Hinzu kamen verschiedene Bildungsträger, die ihrerseits interaktive Workshopkonzepte zur grünen Berufsorientierung anbieten (Studio 2B), neue Lernkonzepte in den Bereichen Bildung, Umwelt und Chancengleichheit entwickeln (LIFE e.V.), praxisorientierte BNE-Projekte umsetzen (CorEdu) oder als Träger des Freiwilligen Ökologischen Jahres (FÖJ), jungen Menschen einen Freiwilligendienst im Natur- und Umweltschutz ermöglichen (Valtenbergwichtel e.V., SUNK Sachsen-Anhalt). Außerdem waren die Stiftung SPI, die ein Projekt zu praxisnaher Berufsorientierung durchführt, das Bildungsforum der Stiftung Naturschutz Berlin, das Institut für Betriebliche Bildungsforschung sowie der Verein Compango e.V., der Geflüchtete bei der Berufsorientierung im Rahmen grüner Jobs unterstützt, mit dabei. Weitere Vertreter*innen aus einzelnen Bundesländern kamen von der Agentur für Arbeit Potsdam, dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt sowie der Landesservicestelle Schule-Wirtschaft beim sächsischen Kultusministerium.

 

Akteurslandschaft Ost
© Netzwerk Grüne Arbeitswelt

An Best-Practice-Erfahrungen anknüpfen

In einem nächsten Schritt weiteten wir den Blick auf die Akteurslandschaft in der Region. In Kleingruppen trugen die Teilnehmer*innen weitere Keyplayer*innen im Themenfeld zusammen. Wer darf unter keinen Umständen in der grünen Berufsorientierung im Netzwerk fehlen? In dieser Runde wurde das Bild u.a. um verschiedene außerschulische Lernorte, die Service- und Koordinierungsstellen BNE, Handwerkskammern und Innungen sowie die Volkshochschulen als Partner ergänzt – wichtige Anknüpfungspunkte für die weitere Arbeit in der Regionalstelle.

Im Anschluss sammelten die Teilnehmer*innen der Online-Werkstatt verschiedene Best Practice Ansätze: Welche Projekte haben sich bereits bewährt? Das Studio 2B hat im ESF-geförderten Projekt „Modell von morgen“ verschiedene Workcamp-Konzepte erprobt, die die berufliche Orientierung junger Menschen mit dem Zukunftsthema Nachhaltigkeit verbinden. Jedes Camp hat einen thematischen Schwerpunkt, wie z.B. Ernährung, Mode, Digitalisierung oder Bauen. Ergänzt wurde das Angebot um sog. „Learning Nuggets“ – kurze Lerneinheiten etwa zum Thema Nachhaltigkeit in der Gastronomie oder Grüner Architektur. Das von mehreren Mitgliedern des Netzwerk Grüne Arbeitswelt getragene Projekt „Six Days for Future“ nahm in verschiedenen Workshops Zukunftsberufe unter die Lupe, um aufzuzeigen, wie jeder Beruf zum Klima- und Umweltschutz und einem fairen Miteinander beitragen kann. Weiterhin wurden die Klimacamps u.a. der Innung Sanitär-Heizung-Klima als Beispiel für eine praxisnahe Berufsorientierung im Handwerk genannt, um die Klimawende tatsächlich umzusetzen. Allesamt wichtige Anknüpfungspunkte und Ideen für die Regionalstelle, um sich weiter zu vernetzen und zu wachsen.

Leerstellen aufgreifen, Vernetzung herstellen

Dieser Austausch unter den Keyplayer*innen hat einmal mehr gezeigt, dass es nicht an Ideen und Konzepten mangelt. Vielmehr ist eine zentrale Leerstelle die fehlende, dauerhafte Finanzierung, um bereits erprobte Projekte zu verstetigen. Darüber hinaus werfen geringe Teilnehmer*innenzahlen und hohe No-Show-Raten für Veranstaltungen und Workshops, die unmittelbare Frage auf, wie junge Menschen am besten motiviert und an die Angebote der Berufsorientierung herangeführt werden können? Ein wichtiger Anhaltspunkt: die Stärkung der praktischen Berufsorientierung an Schulen durch die Präsenz von Berufsberater*innen und direkten Kontakt zu Unternehmen.

Nächster Schritt: aktiv werden!

Ebendies griffen auch die Teilnehmer*innen bei der Formulierung ihres persönlichen nächsten Schrittes auf:

  • So möchte Jan Finke von SCHULE-WIRTSCHAFT Berlin-Brandenburg gemeinsam mit der Regionalstelle Ost und dem Bundesverband Nachhaltige Wirtschaft e.V. die Kooperation des Schulnetzwerkes mit nachhaltigen Unternehmen stärker verzahnen.
  • Kirsten Mantho von der Agentur für Arbeit Potsdam erwägt, das Thema „Grüne Berufsorientierung“ als Schwerpunktthema für die kommende JOBinale in Potsdam mitzunehmen.
  • Rudi Piwko von Compango e.V. plant die Teilnehmer*innen der Online-Werkstatt noch einmal gezielt zu einzelnen Themenaspekten, u.a. zur Fachkräftefrage, zu kontaktieren, um auf die bereits vorhandene Expertise aufzubauen und Synergien zu nutzen.

Dies sind nur einige der Anknüpfungsideen, die spätestens bei der Jahreskonferenz des Netzwerks Grüne Arbeitswelt am 21. November in Hannover vorgestellt und diskutiert werden.