Bericht aus dem Norden
Vernetzung für den Wandel
Online-Werkstatt der Regionalstelle Nord
Welche Ansätze gibt es in der Region, bei denen wir das Thema grüne Berufsorientierung und Fachkräftegewinnung für die Transformation einbringen können? Was sind relevante Strukturen und Akteursgruppen in der Region Nord? Gemeinsam mit 15 Akteur*innen aus Schulen, Hochschulen, Wissenschaft, Unternehmen, Arbeitsagenturen und Verbänden sammelte die Regionalstelle Nord vom Netzwerk Grüne Arbeitswelt Best Practice Beispiele, die das Thema grüne Berufsorientierung im Norden Deutschlands bereits in Angriff nehmen – und Leerstellen, die es noch zu füllen gilt.
Text: Xenia Gomm
Gemeinsam eine Grundlage schaffen, um alle relevanten Strukturen und Akteursgruppen in Norddeutschland an Bord zu holen! Das war unsere Zielsetzung der Online-Werkstatt, in der wir gemeinsam regionale Strategien zur grünen Berufsorientierung entwickelten. Mit an Bord waren 15 Akteur*innen aus den verschiedenen Bereichen: Schule, Außerschulische Lernorte, Berufs-Karriere Beratung, Berufliche Schulen, Fachhochschule, Wissenschaft, Unternehmen, Ausbildungsbetriebe, Fachverbände und Handwerkskammer.
Durch die unterschiedlichen Akteur*innen sammelten wir zahlreiche Keyplayer aus den fünf norddeutschen Bundesländern, um so möglichst alle Bereiche und Regionen gut abzudecken. Dabei wurden Keyplayer genannt, die in mehreren Bundesländern aktiv sind wie SCHULE-WIRTSCHAFT, Netzwerk Q 4.0, Mint Forum und Joblinge. Aber auch regionale Akteure einzelner Bundesländer wie die Handwerks- und Baumessen HanseBau und Bremer Altbautage in Bremen, das Netzwerk Schule Wirtschaft Wissenschaft in Bremen und das Klimaschutzprojekt an Schulen ¾plus. Welche Frage immer wieder im Raum stand? Wie wir die Eltern erreichen. Als zentrale Gruppe und Bestandteil der Berufsorientierung junger Menschen spielen sie eine elementare Rolle. Die Handwerkskammer Hamburg und auch die Bundesagentur für Arbeit berichtete von erfolgreichen Elternabenden, um mit diese Zielgruppe in Konktakt zu treten.
Nach einer kurzen Kaffeepause ging es in Kleingruppen weiter. Ziel war es jetzt konkrete Instrumente, Ansätze, Arbeitsgruppen und Events zu sammeln, um grüne Berufsorientierung dauerhaft regional zu verankern. Dazu stellte Dr. Annika Mannah von der Deutschen Klimastiftung verschiedene Ansätze vor, wie diese das Thema der grünen Berufsorientierung bereits in Angriff nimmt und noch weiter vorantreiben möchte. 2019 bis 2022 organisierte die Stiftung 4-tägige BerufsKlima-Workcamps für junge Menschen. Hier konnten sich die Teilnehmenden intensiv mit Klimaschutz in Alltag und Beruf sowie mit ihrem eigenen grünen Berufswunsch auseinandersetzen und sich dabei mit Interessierten aus ganz Deutschland und nachhaltigen Unternehmen der Region austauschen. Seit 2022 gibt es das Berufsorientierungsangebot „So geht Zukunft“ mit dem die Deutsche Klimastiftung Schüler*innen für die eigene Zukunftsgestaltung motiviert, ihnen Wege ins Berufsleben aufzeigt und sie für Klima- und Umweltschutz begeistert. Und auch für Lehrkräfte gibt es einen Lernort. Im Klimabildungszentrum werden seit 2021 Lehrkräfte rund um das Thema Klimawandel fortgebildet. Inspiriert von diesen wegweisenden bereits implementierten Projekten sammelten wir weitere Ideen.
Vorhandene Angebote und Leerstellen
Beim Zusammenfassen der Ergebnisse waren wir begeistert davon, wie viele Ansätze im Norden der Republik bereits existieren. Neben der größten Berufsorientierungsmesse in Europa – der IdeenExpo in Hannover – füllten sich unsere Post-Its mit einer Vielzahl an Ideen: Öko-Feldtage Niedersachsen, Schulnewsletter, Berufs- und Studienorientierung-Landeskonferenzen, Lehrer*innenfortbildungen, Runder Tisch in Hamburg, und vieles mehr!
Aber auch die Post-Its mit den Leerstellen – also was noch fehlt um grüne Berufsorientierung und Fachkräftegewinnung in der Region zu stärken und zu verankern – füllten sich rasch. Neben dem fehlenden Zugang des Handwerks in Gymnasien, lokale Messeangebote vor Ort, fehlende Kooperationen zwischen außerschulischen Lernorten und Schulen sowie zwischen Schulen und nachhaltigen Unternehmen wurde die Einbindung und Ansprache der Eltern immer wieder genannt. Hier geht es unter anderem darum, das Image des Handwerksberufs bei Eltern zu verbessern und vor allem auch Eltern mit Migrationshintergrund stärker einzubeziehen.
Und was nehmen wir mit?
Die Teilnehmenden der Online-Werkstatt verließen das Treffen mit aktiven Selbstverpflichtungen, was sie selbst in Zukunft beitragen können:
So möchte zum Beispiel Anna-Katharina Mosimann von der Fakultät Maschinenbau der LUH Hannover Nachhaltigkeit nicht nur in den „neuen“ Studiengängen verankern, sondern auch in die „klassischen“ Studiengänge einbringen. Zudem wurde der Wunsch an uns herangetragen auf der Seite des Netzwerk Grüne Arbeitswelt eine Praktikumsbörse einzurichten, die es den Studierenden ermöglicht, Unternehmen mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit leicht ausfindig zu machen.
Saskia Hamberg von der Arbeitsagentur Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern verließ die Veranstaltung mit dem Ziel, Beratungsfachkräfte zu stärken und darin zu schulen, Jugendliche (v.a. junge Frauen*) für Berufe zu begeistern, die nicht-typisch für Frauen* sind. Denn hier versteckt sich viel Potenzial, Fachkräfte für grüne Handwerksberufe zu gewinnen.
Stefan Nowatschin ist Schulleiter der BBS Uelzen und nimmt das Thema als stellvertretender Bundesvorstand vom Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung mit in den Verband und das Magazin „Bildung und Beruf“. Zudem recherchiert er zu den bestehenden Strukturen und Vorgaben im europäischen Kontext.
Wer wissen möchte, was aus diesen Plänen geworden ist, kann sich schon auf unsere Jahreskonferenz im November 2023 freuen. Hier werden wir die Ansätze aus der Online-Werkstatt aufgreifen und berichten, was sich seitdem alles getan hat.