Wie steht’s um die Berufsorientierung für den Klimaschutz?

drei Jugendliche schauen sich elektrische Messgeräte an

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Eine Momentaufnahme

Text: Sabrina Jaehn

Kennen Jugendliche grüne Jobs? Wird Klimaschutz im Unterricht thematisiert? Und wie unterstützen Unternehmen, Verbände, Institutionen und außerschulische Bildungseinrichtungen Schülerinnen und Schüler bei der Berufsorientierung im Bereich Umwelt- und Klimaschutz? Um das herauszufinden hat das Netzwerk Grüne Arbeitswelt einfach mal nachgefragt. Mithilfe der Ergebnisse wollen wir unsere Mitstreiterinnen und Mitstreiter zielgerichtet unterstützen und Jugendlichen die Vielfalt der grünen Arbeitswelt zeigen.

Rund ein Drittel der Jugendlichen hat bereits von „grünen Berufen“ bzw. „grünen Jobs“ gehört. Das ergab eine Umfrage der Zeitbild Stiftung im Rahmen des Green Day 2017, an der sich 151 Schülerinnen und Schüler beteiligt haben. Am häufigsten wurde dabei der Beruf des Gärtners oder der Gärtnerin genannt. Über 90 Prozent gaben zudem an, dass ihnen der Klimaschutz wichtig oder sogar sehr wichtig ist. Ungefähr ein Drittel der befragten Schülerinnen und Schüler können sich auch vorstellen, später in diesem Bereich zu arbeiten. Allerdings fallen ihnen nur wenige konkrete Berufsbilder ein. Mit der Solartechnik oder dem Bau von Windkraftanlagen beschränken sich die genannten Tätigkeiten vor allem auf das Gebiet der Erneuerbaren Energien.

Die eindeutige Mehrheit der Jugendlichen sieht ihre berufliche Zukunft jedoch nicht im Klimaschutz. Ein Grund dafür kann eine unzureichende oder fehlende Verankerung des Themas im Unterricht sein. Obwohl knapp 90 Prozent der 18 befragten Lehrkräfte angeben, dass ihnen der Bereich grüne Jobs im Unterricht wichtig ist, behandelt ihn nur rund ein Viertel regelmäßig. Ob eine grüne Berufsorientierung im Unterricht integriert werden kann, machen die Lehrkräfte vor allem von Fortbildungsmöglichkeiten, Expertennetzwerken mit konkreten Ansprechpartner/innen und kostenlosen Unterrichtmaterialien abhängig. Außerdem ist für die meisten Lehrerinnen und Lehrer der Kontakt zu Unternehmen, Verbänden und Kammern im Berufsorientierungsprozess wichtig.

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Auch einige Unternehmen, Verbände und Vereine setzen bei der grünen Berufsorientierung auf eine Zusammenarbeit mit Schulen. Das zeigt eine Umfrage von UnternehmensGrün, an der 40 überwiegend Klein- und Kleinstunternehmen sowie 17 Vereine und Verbände teilgenommen haben. Ein Großteil der befragten Firmen sieht sich selbst als nachhaltig wirtschaftendes Unternehmen. Für über die Hälfte aller Befragten ist zudem die Berufsorientierung im Bereich Umwelt- und Klimaschutz ein Thema. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Verbänden und Vereinen. Zu den häufigsten Maßnahmen der Berufsorientierung zählen beide Gruppen Praktika, gefolgt von Workshops und Vorträgen, in denen Mitarbeitende Berufsbilder vorstellen. Wird in Unternehmen keine grüne Berufsorientierung durchgeführt, liegt das der Umfrage zufolge bei der Hälfte der Befragten an fehlenden Personalkapazitäten. Rund ein Drittel sieht keinen Bedarf, ein weiteres Drittel vermisst Netzwerke zum Austausch und die übrigen Vertreterinnen und Vertreter benötigen mehr Expertise und Informationsquellen.

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Die Verankerung des Themas Berufsorientierung für den Klimaschutz bzw. grüne Arbeitswelt ist bei der letzten Befragungsgruppe bereits stark ausgeprägt, wie eine Umfrage des Wissenschaftsladen Bonn zeigt. So geben rund drei Viertel der 40 Teilnehmenden von thematisch benachbarten Fachinstitutionen, Pilotvorhaben und außerschulischen Bildungseinrichtungen an, dass das Thema stark oder sogar sehr stark in ihre tägliche Arbeit integriert ist. Ein Großteil der Befragten ist im Bereich der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) tätig, den zweitgrößte Bereich bildet die Berufsorientierung an sich. Rund die Hälfte der konkreten Aktivitäten sind schulische und außerschulische Bildungsveranstaltungen, dicht gefolgt von der Erstellung von Bildungsmaterialien und Publikationen.

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Bedarfe und Angebote

Auch wenn die grüne Arbeitswelt in einigen Bereichen bereits gut integriert ist, machen die Umfragen ebenso Defizite und Unterstützungsbedarfe deutlich. So bemängeln beispielsweise fast 95 Prozent der Befragten der letztgenannten Gruppe das Fehlen einer einheitlichen Systematik, um grüne Jobs und Arbeitsbereiche identifizieren zu können. Darauf hat das Netzwerk Grüne Arbeitswelt mit der Definition und Beschreibung von 16 Berufsfeldern reagiert. Außerdem stellen wir online eine Sammlung von Orientierungsmaterialien aus ganz Deutschland zur Verfügung, die ständig erweitert wird. Damit bieten wir eine zentrale Anlaufstelle für Lehrkräfte, außerschulische Bildungseinrichtungen und Berufsorientierungsfachleute. Aber auch Unternehmen und Verbände erhalten mit dem Webportal, Social-Media-Kanälen und regelmäßigen Newslettern laut Umfrage benötigte Informationsquellen.

In sämtlichen Befragungen ist außerdem der Wunsch nach Weiterbildungsangeboten deutlich geworden. Daher wird das Netzwerk kostenlose Webinare zu unterschiedlichen Schwerpunkten anbieten. Während sich das erste der Methode des Storytellings widmet, wird ein weiteres zeigen, welche Möglichkeiten es für die Finanzierung von Aktivitäten zur Berufsorientierung gibt. Denn in letzterem sehen fast 70 Prozent aus der Gruppe der Fachinstitutionen, Pilotvorhaben und außerschulischen Bildungseinrichtungen die größte Schwierigkeit bei der Implementierung von entsprechenden Angeboten.

Zentral ist für ein Netzwerk Grüne Arbeitswelt aber natürlich die Vernetzung verschiedener Akteurinnen und Akteure. Darin sehen auch die Teilnehmenden der Umfragen eine wichtige Unterstützungsleistung. So wünscht sich die Hälfte der Lehrkräfte ein Expertennetzwerk. Für über 60 Prozent der Unternehmen sind Hinweise auf Best Practices von Bedeutung, dicht gefolgt vom Austausch auf Veranstaltungen. Verbände und Vereine suchen darüber hinaus auch Kontakt und Vernetzung mit Bildungsakteur/innen. Und ca. 40 Prozent der Unternehmen und Verbände ist auch an einer Mitarbeit in regionalen Clustern interessiert. Fachinstitutionen, Pilotvorhaben und außerschulische Bildungseinrichtungen sind ebenfalls für Vernetzungen offen und befürworten in dieser Hinsicht vor allem eine öffentliche Akteursdatenbank, weisen aber auch auf zeitliche und finanzielle Ressourcenprobleme hin. Diese Schwierigkeiten kann das Netzwerk Grüne Arbeistwelt zwar nur zum Teil auflösen, sucht aber gemeinsam mit den Akteurinnen und Akteuren nach Lösungen.

Die gesamten Umfrageergebnisse stehen zum Download zur Verfügung:

Ergebnisse der Befragung von Schüler/innen und Lehrkräften

Ergebnisse der Befragung von Unternehmen, Verbänden und Vereinen

Ergebnisse der Befragung von Fachinstitutionen, Pilotvorhaben und außerschulischen Bildungsträgern