Bericht in eigener Sache

Austausch in den Regionen

© Netzwerk Grüne Arbeitswelt

So liefen die Vernetzungstreffen der Regionalstellen Ost, Süd, West und Nord

Für den Außenauftritt und die Sammlung großer Materialsammlungen ist unser gemeinsames Themenportal ohne jede Alternative. Wenn es aber um konkrete Vernetzung und wechselseitiges Lernen geht, dann ist der direkte Austausch nicht zu schlagen. Grund genug für die Durchführung von drei Regionaltreffen für Mitglieder des Netzwerk Grüne Arbeitswelt

Text: Krischan Ostenrath

Spätestens in der Corona-Isolation hat der arbeitende Mensch den direkten Erfahrungsaustausch vermissen und dadurch zu schätzen gelernt. Ja, vieles kann man per Mail klären. Einiges lässt sich auch mit einem raschen Telefonat abräumen. Und manche Informationen sind auch gut über Online-Meetings zu verbreiten, zumindest wenn man sich zwingt, nicht nebenher noch auf Insta zu surfen. Wenn es aber um gemeinsame Diskussionen über innovative Ansätze der Fachkräfteansprache geht, man in einem ständig wachsenden Netzwerk die dahinterstehenden Personen auch mal live und in Farbe kennenlernen will und vielleicht sogar erste Absprachen zu gemeinsamen Aktionen dabei herauskommen sollen, dann führt eben doch kein Weg an einem analogen Treffen vorbei. Und weil konkrete Aktionen und Absprachen in der Regel vor Ort losgetreten werden, machen regionale Austauschtreffen mehr Sinn als das Warten auf eine jährliche Konferenz, zu der die Mitglieder schlimmstenfalls durch die ganze Republik fahren müssen.

Also haben die vier Regionalstellen im Osten, Süden, Westen und Norden die Koordination von regionalen Vernetzungstreffen in Angriff genommen und konnten dabei glücklicherweise auf die Ressourcen des gesamten Netzwerks zurückgreifen. Im Ergebnis fanden im November 2023 – übrigens sehr bewusst im Vorfeld der unmittelbar folgenden Jahreskonferenz in Hannover – an drei verschiedenen Standorten halbtägige Vernetzungstreffen statt. Drei deshalb, weil sich der Norden und Westen angesichts eines längeren Personalausfalls zusammengetan und sich mit Dortmund einen Ort ausgesucht hatten, der fairerweise von der Nordseeküste genauso schlecht erreichbar wie von der Südgrenze Hessens. Jedenfalls wäre dies nicht möglich gewesen ohne die räumliche und organisatorische Unterstützung von NGA-Mitgliedern, denen zu danken unsere erste Pflicht ist. Also: Der Dank aller Beteiligten geht insbesondere an die Gastgeber der regionalen Netzwerktreffen, namentlich dem NAWAREUM in Straubing, der DASA Arbeitswelt Ausstellung in Dortmund und der Ökotec GmbH auf dem EUREF-Campus in Berlin.

Wenn man einer Einladung folgt, dann ist man natürlich auch neugierig auf den Ort des Geschehens. Also stand auf der Tagesordnung der drei Vernetzungstreffen zunächst einmal ein Rundgang durch die Räumlichkeiten, natürlich mit besonderem Blick auf die Frage nach innovativen Ansätzen einer klima- und umweltbezogenen Berufsorientierung und Fachkräfteansprache. Die Kolleg*innen der Regionen Nord und West wurden durch die beeindruckende DASA Arbeitswelt Ausstellung von der Frage nach einer nachhaltigen Arbeitswelt begleitet, die Netzmitglieder aus der Region Ost diskutierten bei einer Führung über den gewaltigen Berliner EUREF-Campus über zielgruppengerechte Adressierung von Orientierungsangeboten und die Netzwerker*innen im Süden waren im Mitmach-Museum NAWAREUM ebenfalls an einem bestens geeigneten Ort, um zu Nachhaltigkeitsaspekten in der Arbeitswelt ins Gespräch zu kommen.

… und Du so…?

Nun sollten die regionalen Netzwerktreffen nicht bei einer Besichtigung und einer allgemeinen Kennenlernrunde stehen bleiben. Sie hatten sich ja vielmehr das Ziel gesetzt, etwas von anderen Netzwerkmitgliedern zu lernen, und dementsprechend waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer gebeten, etwas mehr über ihre Berufsorientierungsaktivitäten und Aktivierungsprojekte zu erzählen. So gab es dann erst einmal geballten Input zu Einzelaktivitäten unserer Netzwerkmitglieder, beispielsweise zur klimafit-Fortbildung der KlimaKom eG, dem Münchener Schulprojekt „Campus Grüne Berufe“, dem Workcamp-Ansatz der Deutschen KlimaStiftung, zu Augmented-Reality-Ansätzen des Vulkan-Verlags oder einen Bericht einer aktuellen Auszubildenden der Firma Ökotec. Die sich hier anschließenden Diskussionen waren dann automatisch der Einstieg in den direkten Austausch, denn natürlich blieb es nicht bei interessierten Rückfragen an die Inputgeber*innen. Vielmehr stiegen die drei Runden unmittelbar in die Brennpunkte ihrer eigenen Arbeit ein und tauschten sich zu den Schnittmengen ihrer Aktivitäten aus.

Im Osten drehten sich die Diskussionen beispielsweise um die Motivationsschwierigkeiten in den jugendlichen Zielgruppen, um die mangelhafte strukturelle Verankerung dieser Angebote oder den Abbruch der Angebote zum Zeitpunkt der konkreten Suche nach einem Ausbildungsbetrieb. Im Süden wiederum fokussierten die Mitglieder auf die Skalierbarkeit von ursprünglich lokalen Pilotansätzen, über den richtigen Methodenmix innerhalb grüner Berufsorientierungseinheiten und die Einbeziehung auch nicht-jugendlicher Adressaten. Im Nordwesten wiederum kreiste der Austausch vornehmlich um den Ausweg mutmaßlich grün konnotierter Themen und Angebote aus der Nachhaltigkeitsblase, also um die Frage, wie das Netzwerk mit seinen Mitgliedern auch Adressat*innen und Akteur*innen außerhalb der „üblichen Verdächtigen“ erreichen können. In diesem Zusammenhang noch ein nachträglicher Hinweis: Zwischenzeitlich haben die Regionalstellen im Nachgang der Jahreskonferenz 2023 eine virtuelle Austauschmöglichkeit geschaffen. Auf einem online-gestützten Padlet gibt es ab sofort die Möglichkeit, gezielt nach Sparringspartnern für konkrete Aktivitäten zu suchen. Man kann sich ja nicht jede Woche treffen…

Hassema `ne Fortbildung

Nein, nicht alle Themen sind bei einem ersten Austausch erschöpfend zu behandeln. Vermutlich war man schon erfolgreich, wenn sich die vielen Fragen rund um unser gemeinsames Thema der Berufsorientierung und Fachkräfteansprache auf operationalisierbare Schritte herunterbrechen lassen. Einfachstes Mittel dabei ist es, ganz einfach die Netzwerkmitglieder zu fragen, in welchen Fragen und Themen sie sich einen etwas tieferen Einstieg wünschen würden. Denn dank der Förderung aus der Nationalen Klimaschutzinitiative kann das Netzwerk Grüne Arbeitswelt in den Jahren 2024 und 2025 einige Online-Schulungen organisieren, die bestimmte Aspekte aus den genannten Diskussionen noch einmal systematisch vertiefen und hierfür auch auf externen Input zurückgreifen. Aus den drei regionalen Netzwerktreffen destillierten sich schon ein paar erste Themenblöcke heraus, die wir in den folgenden Monaten im Rahmen einer kompakten Online-Schulung aufgreifen werden. Die folgenden Beispiele…

  • Zielgruppenansprache für Berufsorientierungsprojekte: Wie kommen wir an die „richtigen“ Adressat*innen“
  • Aktivierung von Fachkräften außerhalb der Nachhaltigkeitsblase: Wie kommen wir mit nicht themenaffinen Zielgruppen ins Gespräch?
  • Einbeziehung von sozialen Bezugsgruppen: Wie kommen wir mit Angeboten an die wichtige Zielgruppe der Eltern?
  • Lebensbegleitendes Lernen: Wie erweitern wir die Ansprache über die junge Generation hinaus auf andere und/oder ältere Zielgruppen?

 

… sind naturgemäß nicht abgeschlossen und wir freuen uns über weitere Vorschläge, entweder per Mail an die Regionalstellen Ost, Süd, Nord und West oder über den Eintrag auf das bereits genannte Padlet.

In jedem Fall empfehlen wir interessierten Mitgliedern in den nächsten Monaten unser Webportal und den Newsletter des Netzwerks im Auge zu behalten, über die wir die verschiedenen Online-Schulungen rechtzeitig ankündigen werden.

Mission Statement und Aufnahmeverfahren

Anders als die vielen Veranstaltungen des Netzwerks, die ja üblicherweise der Öffentlichkeit oder mindestens der Fachöffentlichkeit offenstehen, waren die drei regionalen Netzwerktreffen vollständig auf die NGA-Mitglieder ausgerichtet. Das lag auch daran, dass wir mit unseren Mitgliedern zwei Strukturelemente des Netzwerks diskutieren wollten, die für die Weiterentwicklung unserer gemeinsamen Aktivitäten entscheidend sind. Einerseits diskutierten die drei Runden intensiv über das Mission Statement, also das uns verbindende Leitbild und den inhaltlichen Kern unserer Aktivitäten. Hier gab es kritische Hinweise, äußerst konstruktive Diskussionen und hilfreiche Formulierungsvorschläge, die dann in einen gemeinsamen Text geflossen sind, der bei der Jahreskonferenz 2023 feierlich verabschiedet wurde. Dieses Mission Statement antwortet kurz und prägnant auf die Fragen nach dem Warum, Wer, Was und Wie, wird künftig offensiv nach außen kommuniziert und ist auch Teil der Kooperationsvereinbarungen mit neuen Mitgliedern des Netzwerk Grüne Arbeitswelt.

Was uns leitet

Jetzt gemeinsam für eine klimafreundliche Arbeitswelt: Das Netzwerk Grüne Arbeitswelt ist ein partnerschaftlicher Verbund professioneller Akteur*innen und Institutionen, die sich in ihrer täglichen Arbeit mit der Fachkräftefrage beschäftigen und berufliche Orientierung, Aus- und Weiterbildung in der grünen Arbeitswelt anbieten.

Wir sind davon überzeugt, dass die Klimaziele Deutschlands nur erreicht werden können, wenn sich in den hiermit verbundenen Berufsfeldern mehr qualifizierte Fachkräfte in guten Beschäftigungsbedingungen beruflich engagieren. Die Mitglieder des Netzwerks tragen dazu in ihrem jeweiligen Umfeld aktiv bei und nutzen das Netzwerk für den Austausch von Wissen und gemeinsame Aktivitäten in regionalen Strukturen.

Andererseits wird mit der stetigen Erweiterung des Netzwerks die Frage immer wichtiger, auf welcher Grundlage und nach welchen Kriterien künftig neue Mitglieder aufgenommen werden. Auch hierzu gab es innerhalb der vier Regionalstellen bereits intensive Diskussionen, auch der Fachbeirat des Netzwerks wurde hierzu konsultiert. Letztlich aber muss ein Aufnahmeverfahren vom gesamten Netzwerk getragen werden, und dementsprechend sollte es auch den regionalen Vernetzungstreffen diskutiert werden. In gewisser Weise operationalisiert das Aufnahmeverfahren das Leitbild und soll die Aufnahme neuer Mitglieder auf die Basis transparenter Kriterien stellen. Auch hierzu gab es naturgemäß Gesprächs- und Präzisierungsbedarf bis zur endgültigen Formulierung, die ebenfalls bei der Jahreskonferenz 2023 in Hannover verabschiedet werden konnte.

Als Mitglied des Netzwerk Grüne Arbeitswelt …

  • steht die grüne Fachkräftefrage bzw. Berufsorientierungsarbeit bei uns regelmäßig praktisch und/oder wissenschaftlich auf der Tagesordnung
  • verstehen wir uns nachweisbar als Teil einer umwelt- und klimafreundlichen Gesellschaft
  • stimmen wir mit dem Leitbild des Netzwerks überein
  • unterstützen wir aktiv den Austausch von Wissen und gemeinsame Aktivitäten rund um die Fachkräftefrage
  • bieten wir selbst Möglichkeiten für Ausbildung, Qualifizierung und/oder berufliche Orientierung
  • wertschätzen wir die Regelungen zu Arbeitsschutz, Arbeitsgesundheit und Arbeitnehmerrechten
  • bemühen uns als Unternehmen, Verband, Initiative, Bildungseinrichtung, Verein, Fachinstitution oder Medienpartner nachweislich um den Schutz von Umwelt und Klima.

Fortsetzung folgt

Einige Themen und Elemente der regionalen Netzwerktreffen konnten schon wenige Wochen später bei der Jahreskonferenz 2023 in Hannover besprochen werden. Andere Punkte wurden immerhin kurz angerissen, und vermutlich noch mehr kamen bei den drei Treffen in Dortmund, Berlin und Straubing viel zu kurz. Dementsprechend eindeutig war der Wunsch nach Fortsetzung ähnlicher Austauschformate, dem die Regionalstellen auch gerne folgen werden. Um einerseits den Anreiseaufwand überschaubarer zu halten und andererseits auch noch ergebnisorientierter zu sprechen, wäre eine Fortsetzungsvariante noch kleinräumiger, also auf eine noch kleinere Zahl von Netzwerkmitgliedern beschränkt. Alternativ ließen sich auch Digitalformate aufsetzen, innerhalb derer sich die NGA-Mitglieder gezielt austauschen und vernetzen können. In jedem Fall werden wir – auch hier empfehlen wir den regelmäßigen Blick in Newsletter bzw. auf die Homepage – entsprechende Austauschformate verstetigen und weiterhin anbieten. Solltet Ihr als Mitglieder hierzu konkrete Anliegen haben, dann gilt wie immer: Anrufen, mailen und aktiv werden. Langfristig lebt unsere Zusammenarbeit weniger von den Angeboten aus den Regionalstellen als von den zahlreichen Ideen und Aktivitäten der Netzwerkmitglieder. Mit dem großen Dank an diejenigen, die sich die Zeit für die regionalen Vernetzungstreffen genommen haben, verbindet sich also auch die Bitte, Bedarfe und Ideen, Anfragen und Vorschläge, Impulse und Wünsche über die Regionalstellen an das gesamte Netzwerk zu richten.